Definition
„Die Redekette beginnt mit einer offenen Frage oder einem Impuls des Lehrers. Daraufhin rufen die Schülerinnen und Schüler einander auf, sodass eine Kette von Beiträgen entsteht, die vom Lehrer nicht unterbrochen wird.“
(Mattes, 2011, S.106)
Kurzbeschreibung
Die Redekette findet in einer Phase statt, in der die Schüler*innen ihr Vorwissen aktivieren, sich aktiv mit dem Unterrichtsthema auseinandersetzen und Meinungen austauschen. Es gibt keine optimale Antwort. Wichtig für den (weiteren) Verlauf der Methode ist die gestellte Frage. Sie muss optimal gestellt werden und viele Antwortmöglichkeiten zulassen. Die Lehrkraft (oder in manchen Fällen auch ein/e Schüler/in) stellt eine offene Frage. Die Schüler*innen antworten auf die Frage und rufen anschließend eine/n weitere/n Schüler/in auf. Auch Schüler*innen, die sich nicht melden, können aufgerufen werden. Die Lehrkraft greift dann ein, wenn Schüler*innen absichtlich oder unabsichtlich nicht aufgerufen werden, ausgeschlossen werden oder sich über Antworten lustig machen.
Die Methode Redekette ähnelt der Methode des Blitzlichts, jedoch gibt es ein paar Unterschiede, die erst bei detaillierter Betrachtung auffallen:
(Bildquelle: Layoutgestaltung mit ChatGPT)
Ziele der Methode
- gleichberechtigte Teilnahme am Unterrichtsgeschehen
- Erhöhung des Verantwortungsbewusstseins
- Einbeziehen aller Meinungen
- Verbesserung der Zuhörfähigkeiten
- Erlernen des respektvollen Umgangs untereinander
- Austausch mit den Meinungen anderer
- Strukturierte Diskussion
Ablauf
Vorbereitung:
Es wird ein Gegenstand vorbereitet, der das Rederecht symbolisiert. Der/Die aktuelle Besitzer/in dieses Gegenstandes darf sprechen. Nach Aufrufen einer neuen Person wird der Gegenstand und somit das Rederecht weitergegeben.
Die Teilnehmer*innen nehmen eine Sitzordnung ein, dass Blickkontakt möglich ist. Alternativ kann die Methode auch bei Zeitmangel eingesetzt werden. Dann wird auf eine angemessene Sitzordnung verzichtet.
Es werden die Regeln und der Ablauf der Methode erklärt. Besonders wichtig ist hier die Erwähnung des Rederechts mit dem gleichzeitigen Besitz des Gegenstandes.
Durchführung:
Entweder ein/e vorher festgelegte/r Gesprächsleiter/in stellt die zum Thema passende Frage: Sie soll offen und diskussionsanregend formuliert sein. Jede/r sollte in der Lage sein, eine Antwort auf die Frage zu geben.
Die Redner*innen äußern mit dem Gegenstand in der Hand ihre Antworten und rufen anschließend andere auf. Dabei geben sie den Gegenstand an diese Person weiter. Während der Durchführung werden Beiträge nicht kommentiert oder unterbrochen.
Abschluss:
Die Lehrkraft fasst die wichtigsten Argumente und die Argumente, die am häufigsten erwähnt wurden, zusammen. Dies kann schriftlich oder mündlich erfolgen. Eine anschließende Reflexion über die Methode, was positiv war und was zu Schwierigkeiten geführt hat, kann durchgeführt werden.
Ablaufstrahl
Materialien
- Gegenstand
Dauer
Vorbereitung: Je nach Altersstufe, Klassenstärke und Gruppengröße ca. 3–5 Minuten
Durchführung: Je nach Altersstufe, Klassenstärke, Thema und Gruppengröße: ca. 10–30 Minuten
Abschluss: Je nach Altersstufe, Klassenstärke und Gruppengröße ca. 5–10 Minuten
Einsatzmöglichkeiten
Alter: universell einsetzbar
Fächer: universell einsetzbar
Gruppengröße: für alle Gruppengrößen geeignet
Vorteile
- Starke Schüler*innenbeteiligung
- Eigeninitiative wird gefördert
- Angenehmer, strukturierter Meinungsaustausch entsteht
- Entlastung für die Lehrkraft
- Zukünftiger Rückgriff auf die Redekette möglich
Nachteile/Herausforderungen
- Sitzordnung für die Durchführung wichtig: Mangelnder Blickkontakt erschwert die Umsetzung
- Mögliches bewusstes Ignorieren einzelner Personen
- Mögliches Ausschließen der Partizipation Anderer und eine polarisierende Klassenatmosphäre
Wichtige Fragen für die Methode
- Ist die gestellte Frage themenrelevant und offen gestellt?
- Werden alle Schüler*innen aufgerufen oder wird Personen eine Meinungsäußerung verwehrt?
- Wann ist ein aktives Eingreifen in die Methode notwendig?
- Ist genügend Zeit für die Durchführung der Methode vorhanden?
- Sind die Regeln und ist der Ablauf der Methode klar?
Unterstützungsmöglichkeiten
- Lernziel klar formulieren
- Regeln der Methode klar und deutlich festlegen
- Eingreifen bei Schwierigkeiten und sozialer Ausgrenzung
- Hilfestellung bei Konflikten
- Reichlich Zeit zur Verfügung stellen, damit jede/r ausreichend zu Wort kommen kann
- Einstiegsimpuls offen und diskussionsreich formulieren
- Angenehme Raumatmosphäre schaffen, damit freie Meinungsäußerungen ermöglicht werden können
(mithilfe von ChatGPT)
Praxisbeispiel
Sachunterricht in der 3. Klasse an einer Grundschule.
Thema: Wie kann unsere Umwelt besser geschützt werden?
Vorbereitung:
Die Lehrkraft erklärt den Ablauf und die Regeln der Methode Redekette:
Nur die Person, die den vorbereiteten Gegenstand (z. B. einen kleinen Ball, einen Kuscheltier-Planeten oder einen bemalten Stein) in der Hand hält, darf sprechen.
Nachdem gesprochen wurde, wird jemand anderes aufgerufen und der Gegenstand wird übergeben.
Alle hören einander zu, ohne zu unterbrechen oder zu kommentieren.
Die Klasse setzt sich in einen Stuhlkreis, sodass sich alle gut sehen können und Blickkontakt möglich ist. Die Lehrkraft stellt die offene, diskussionsanregende Frage: Was können wir in der Schule und zu Hause tun, um weniger Müll zu produzieren?
Durchführung:
Die Lehrkraft beginnt mit einem kurzen Impuls: „Wir sprechen heute darüber, wie wir die Umwelt schützen können. Denkt an kleine Dinge, die ihr jeden Tag tun könnt, um weniger Müll zu produzieren oder die Natur zu schützen.“
Die Lehrkraft beginnt als Gesprächsleiterin und beantwortet die Frage mit einem Beispiel:
„Ich bringe immer eine eigene Trinkflasche mit, damit ich keine Plastikflaschen kaufe.“
Anschließend ruft sie ein Kind auf, reicht den Gegenstand weiter und lässt die Redekette beginnen.
Die Schüler*innen äußern ihre Ideen nacheinander:
Beispiele: „Ich werfe Papier nicht einfach weg, sondern benutze es für Notizen.“
„Meine Familie kauft Obst und Gemüse ohne Plastiktüten.“
„Manchmal bastle ich etwas aus alten Kartons, statt sie wegzuwerfen.“
Der Gegenstand wird weitergegeben und eine neue Person wird aufgerufen. Die Lehrkraft moderiert nur bei Bedarf, z. B. wenn jemand nicht weiterweiß oder ein Kind übersehen wird.
Abschluss:
Die Lehrkraft fasst die wichtigsten Punkte zusammen und hält sie an der Tafel oder auf einem Plakat fest:
„Eigene Trinkflasche verwenden“
„Papier mehrmals benutzen“
„Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung kaufen“
„Basteln mit alten Materialien“
Anschließend reflektiert die Klasse die Methode:
Wie hat euch die Redekette gefallen?
Was war besonders gut?
Was können wir beim nächsten Mal verbessern?
(mithilfe von ChatGPT)
Podcast by NotebookLM®
Eine gute Methode für kurze Rückmeldungen und für noch so viel mehr:
Quellen
Mattes, W. (2011). Methoden für den Unterricht Kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Braunschweig: Schöningh Verlag.
ChatGPT
Bild: ChatGPT